59. Das Ritual

von Carmen Steiner

Das Ritual

(Die Vierte Ebene: Die Ring-Ebene)

vom

Carmen Steiner

Guinevere zitterte.

Blass spiegelte sich im See der Mond und sein volles Rund wurde nur durch die Wellen durchbrochen, die das kleine Boot verursachte.

Zwei Diener führten die Ruder und brachten Guinevere mit jedem Stoß ihrem Schicksal unaufhaltsam näher.

Fest zog sie ihren knöchellangen Samtmantel um ihren sonst nackten Körper.

Nicht einmal Schuhe hatte ihr die Hohepriesterin für die Überfahrt zum Ritual gelassen.

Fetzen von Musik wehten von dem mit Fackeln beleuchteten Ufer an ihr Ohr.

Guinevere atmete tief die feuchte Frühlingsluft ein.

Würde sie die auferlegte Prüfung bestehen und die Fruchtbarkeitsgöttin mit ihrer jungfräulichen Gabe gütig stimmen?

Ihre anfängliche Freude, die heilige Insel nach acht Jahren das Erste mal wieder zu verlassen schwand mit jedem Meter, den sie dem Ufer entgegenfuhr.

Sie rückte ihre goldene Augenmaske zurecht.

Auch das Gesicht des Auserwählten würde hinter solch einer Keuschheitsmaske verborgen bleiben.

Sie wusste, es war obererstes Gebot, während der Zeremonie, diese weder zu entfernen noch ein Wort zu sprechen, um nicht die Göttin zu erzürnen.

Doch wer würde der Auserwählter sein?

Er konnte nicht, so wie sie, von der Hochpriesterin bestimmt werden, sondern musste sich durch die Jagd auf einen Hirsch bewähren.

Nur der Jäger, dessen Pfeil das Herz des Tieres durchbohrte, durfte ihr die Unschuld nehmen, um für ein fruchtbares und ertragreiches Erntejahr zu sorgen.

Ein mulmiges Gefühl beschlich ihren Magen.

Wie würde es sein, die Unberührtheit zu verlieren?

Viele Gerüchte waren von ihren Glaubensschwestern zu ihr getragen worden. In einigen hieß es der Erwählte würde sich erregt von der tödlichen Jagd blutverschmiert auf sie stürzen um sich an ihr wieder reinzuwaschen.

Andere Geschichten berichteten davon, dass der Jäger meist zu erschöpft sei, um noch das geforderte Ritual zu begehen.

Doch, was dann zu tun sei, wussten weder ihre Schwestern noch sie genau, waren sie doch alle unerfahren, da es auf ihrer Insel nur dienende Eunuchen gab.

Guineveres Herz machte einen Satz.

Nur einmal vor zwei Monaten war sie einen wahren Mann begegnet.

Der Sohn der Hohepriesterin kam zu Besuch.

Von einer auf die andere Sekunde hatte ihr bei seinem Anblick das Herz bis zum Halse geschlagen.

Sie schloss für einen Moment die Augen.

Ja, er hatte ihren Körper mit seinen Blicken gestreichelt.

Bei diesem Gedanken zogen sich sofort ihre Brustwarzen unter dem Mantel zusammen.

Seufzend und selbstvergessen strich sie über die Stelle, an der deutlich ihre rosigen Knospen durch den dünnen Stoff drückten.

Wie gerne hätte sich ihr achtzehnjähriger Körper diesem Mann hingegen, doch war ihre Begegnung nur von kurzer Dauer,

da es an sich keinem Mann erlaubt war einen Fuß auf die heilige Insel zu setzen und somit

Lancelots Besuch eine einmalige Ausnahme war.

Stimmengewirr riss sie aus ihrer Gedankenwelt.

Das Boot hatte sich bis auf wenige Meter dem Ufer genähert, schon spürte sie, wie der hölzerne Boden unter ihren Füßen über festen Boden schliff.

Helfende Hände hoben sie ins kühle Gras.

Die Musik wich dumpfem Trommelschlag.

Vielleicht war es auch nur ihr Puls, der so laut in ihren Ohren dröhnte?

Ihr Blick wandte sich den lächelnden Gesichtern entgegen, deren Wangen gerötet waren vom Tanz und Wein.

Junge Frauen steckten flüsternd hinter vorgehaltener Hand die Köpfe zusammen.

Ein Mädchen, wohl kaum älter als sie, trat vor, nahm ihre Hand und führte sie durch die Menge.

Zu ihren Füßen huschten Schatten, wie flüchtige Geister im Schein der lodernden Feuer über den Boden.

Ein eigenartiges Gefühl beschlich Guinevere.

Sie spürte es genau, ein besonders intensiver Blick ruhte auf ihr.

Sie blieb stehen, die Trommeln setzten für Sekunden aus.

Ihre Augen trafen den Blick eines Jägers.

Er war einer von vieren, doch ihre Aufmerksamkeit galt nur ihm.

Ein heißer Schauer durchflutete sie, trotz seiner Maske war ihr als erkenne sie ihn.

Die Trommeln setzten wieder ein, holten sie zurück in das Geschehen.

Die Körper der Auserwählten strafften sich und verschwanden getrieben vom peitschenden Rhythmus des Festes im angrenzenden Wald.

Das Mädchen zog sacht an ihrem Arm.

Guinevere Blick wanderte zurück zum See, doch die Menge hinter ihr war wie eine Mauer, von dem Boot war nichts mehr zu sehen.

Ihr blieb nicht anderes übrig als den gewiesenen Weg weiter zu gehen.

Über einen schmalen Pfad folgte sie dem Mädchen in den nahen Wald und die juchzenden Stimmen der Menschen und das

Licht der lodernden Feuer wurde von den dicht gedrängten Riesen verschluckt.

Abgestorbenes Nadellaub bohrte sich in ihre nackten Sohlen, bald folgte sie dem zügig vor ihr laufenden Mädchen nur noch auf Zehenspitzen

und wich meist vergeblich den nach ihr greifenden Ästen aus.

Plötzlich, unvermittelt hielt das Mädchen an und zeigte stumm auf den Eingang einer Höhle, die im fahlen Mondlicht hinter einer Lichtung lag.

Guinevere fröstelte.

Hier an diesem Ort sollte sie ...

Entsetzt wollte sie sich wieder ihrer Wegbegleiterin zuwenden, doch begriff sie von einem Herzschlag zum anderen:

Sie war allein.

Eng raffte sie ihren Mantel um ihre schmale Taille und lauschte mit angehaltenem Atem auf jedes Geräusch.

War da nicht rechts von ihr ein leises Rascheln?

Hastig sah sie sich um.

So sehr sie sich auch bemühte etwas zu sehen, ihre Pupillen konnten nichts Verdächtiges fixieren, dennoch war es ihr als wisperten plötzlich unzählige Töne durch den Wald.

Sie warf einen Blick auf den Eingang der Höhle.

Sollte sie es wagen, die Deckung des Waldes zu verlassen, um über die Lichtung zur Höhle zu huschen?

er Schrei einer Eule erschrak sie bis ins Mark und ihre Füße nahmen ihr eigenständig die Entscheidung ab.

Sie rannten so schnell wie noch nie zuvor in ihrem Leben.

Bereits nach wenigen Metern löste sich ihre Hochsteckfrisur und ihre dunklen Locken nahmen ihr neben der bereits einengenden Maske gänzlich die Sicht.

Sie prallte gegen etwas.

Benommen bekam sie für einen Moment keine Luft und sackte keuchend zusammen, doch bevor sie den Boden berührte, wurde sie aufgefangen.

Guinevere schaute auf und blickte direkt einem maskierten Mann entgegen.

Nicht wissend ob sie nun erschrocken oder erleichtert sein sollte entwich ihrem Mund ein merkwürdiger Laut.

Der junge Mann lächelte, hob sie sanft auf seine Arme und trug sie durch den schmalen Höhlengang.

Guinevere war erstaunt das sie von einem Moment zum anderen ihre Angst verlor.

Geborgen an diesem warmen Körper war ihr als könne nichts Böses mehr geschehen.

Vollkommen entspannt betrachtete sie die sichtbaren Gesichtszüge ihres Trägers: Seine grünen Augen, die klar hinter der Maske hervorleuchteten, die fein geschwungenen Lippen, das leicht spitze Kinn.

Es war das Antlitz des Jägers, dessen Blick ihr vorhin bereits begegnet war und es war das Antlitz, welches sie so sehr an Lancelot erinnerte.

Bevor sie einen weiteren Gedanken fassen konnte, wurde sie mit leichtem Schwung auf einen weichen Untergrund abgesetzt.

Der Gang hatte sich zu einem Raum erweitert.

Guinevere blickte sich um.

Auf dem Boden und auf kleinen Felsvorsprüngen standen brennende Talklichter und am Fuße des breiten Bettes, auf dem sie sich befand, prasselte ein Feuer in einem in den Fels geschlagenen Kamin.

Ihre Nase füllte sich mit dem Duft von Rosenöl und Kardamom.

Die Kissen unter ihr waren schmiegsam und schienen mit feinen Daunen gefüllt.

Alles war anschmeichelnd und warm und mitten in dieser Kulisse stand ihr Auserwählter.

Ängstlich suchte ihr Blick das Blut an seinem Körper, von dem ihre Schwestern gesprochen hatten, doch war nichts davon zu sehen und besonders abgekämpft sah er auch nicht aus,

dennoch musste er es wohl gewesen sein der die Auswahlprüfung bestanden hatte, sonst währe er ja nicht hier bei ihr.

r trat einen Schritt näher an das Bett.

In einer Reflexbewegung rutschte Guinevere dichter zur rückwärtigen Wand und zog die Knie vor die Brust.

Heißschoss ihr das Blut in die Wangen, als sie sah, wie der Mann ihrer nächtlichen Träume seine Stiefel von den Füßen streifte, sein Hemd zu Boden ging

und er die Gürtelschnalle seiner Hose öffnete und sich vor ihr entblößte. Wie gebannt musste sie ihm zwischen den Ansatz seiner Schenkel starren.

Die Jagd schien einen Mann wahrlich zu erregen.

So etwas hatte sie zuvor noch nie gesehen.

Nach einer Weile wurde ihr peinlichst bewusst, wie unerhört ihr Starren doch war.

Beschämt senke sie den Kopf und fast hätte sie sich auf die Zunge gebissen, da ein unerwarteter Ruck an ihren Fußgelenken sie der Länge nach auf den Rücken zog.

Angespannt beobachtete sie den Schattentanz an der Decke, während der Rest ihrer Sinne sich auf die Berührungen auf ihrer Haut konzentrierte.

Von den Fußgelenken aus schob ihr Nachtgefährte ihr der Mantel hoch.

Sie zuckte unter seinem warmen Atem, der langsam bis zu ihrem Schoß wanderte.

Starr presste sie die Schenkel zusammen.

Sein Körper schob sich über ihren. Geschickt streifte er ihr den Mantel ab.

Nach einer Weile gab ihr Widerstand einem ihr bisher unbekannten Verlangen nach, das stetig unter seinen warmen Händen, die ihre festen Brüste sachte massierten wuchs.

Ganz gab sie sich dem verzückten Gefühl hin, als seine Lippen sich um ihre erregten kirschroten Knospen schlossen.

Erst zaghaft, dann immer bestimmter ließ sie ihre Finger über seinen Rücken fahren.

Ihre Augen suchten die Seinen, um ihm das Einverständnis für mehr zu geben.

Mit dem Knie brachte er ihre Beine auseinander, während sie fordernd seine Lippen küsste. Keuchend hielt sie inne, als sie seinen Phallus an ihrem feuchten Scharm verspürte.

Ihr Blick tastete sich genauso langsam in das Grün seiner Augen, so wie er in sie drang.

Am Punkt des größten Widerstandes drückten sich ihre Nägel in seine Haut und mit fest zusammengepressten Pobacken drängte sie sich ihm entgegen.

Ganz sollte er sie, genau wie es das Ritual verlangte, nehmen.

Seine Stöße wurden kräftiger, bis er ihr die Jungfräulichkeit nahm.

Ihren kleinen Aufschrei küsste er ihr von den Lippen.

Guinevere schlanke Finger wanderten zu seinem Po.

Sie drückte ihr Becken seinem wieder einsetzenden Rhythmus entgegen.

Ein unglaubliches noch nie da gewesenes Prickeln brachte ihren Körper zum vibrieren, bis unter einem lauten Aufseufzer sich ihr Schoß mit der Wärme des vollbrachten Rituals füllte.

Noch Minuten lang rauschte Guinevere das erhitzte Blut in den Ohren.

Ihr Schicksal hatte sich erfüllt und sie wusste die Fruchtbarkeitsgöttin würde ihrem Volk ein besonders gutes Erntejahr bescheren.

C.by Carmen Steiner

Ende

...

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