52. Seitenwechsel

von Charlotte Engmann

Seitenwechsel

(Die Vierte Ebene: Die Ring-Ebene)

v. Charlotte Engmann

Prolog:

Die eine Seite

"Wir können die Vorderen Hügel nicht halten, wir müssen uns in die Berge zurückziehen", drängte Rymican.

Königin Ikodea seufzte leise.

"Aber dann liefern wir den Barbaren Caer Mhiten aus.

Und dort leben Hunderte unseres Volkes. Ich kann das nicht zulassen!"

Rymican stützte sich schwer auf den Feldtisch und studierte die Karte in der Hoffnung, einen Weg aus dieser verdammten Lage zu finden.

Kurz nach der Frühjahrssaat hatte Fürst Alernas mit seinen Barbaren ihr Land angegriffen, um es seinem wachsendem Reich einzuverleiben.

Königin Ikodea hatte ihre Bauern zu den Waffen gerufen, doch trotz ihrer Entschlossenheit und ihres Mutes wurden sie immer weiter zurückgedrängt.

Sie würden die Vorderen Hügel nicht halten können, und bald schon würden die Barbaren in die dahinterliegende Ebene einfallen.

"Dann müssen wir Caer Mhiten ebenfalls aufgeben."

Rymicans Stimme klang hart und entschlossen, sie verriet nicht den Kummer in seinem Herzen.

Ikodea sah ihn mit traurigen Augen an.

"Dazu reicht die Zeit nicht, Alernas wird uns zu dicht auf den Fersen sein."

"Wie lange würdest du brauchen, die Burg zu räumen?"

"Ein, zwei Tage."

"Gut, ich werde dir diese Tage verschaffen."

Er tippte auf eine Stelle auf der Karte.

"Mit einer Handvoll Männer werde ich die Barbaren am Knabenpass lange genug aufhalten."

Der Volksmund sagte, dieser Pass sei so schmal, dass dort ein Knabe allein eine Armee aufzuhalten vermochte.

Es war die einzige Chance für Ikodea und Caer Mhiten, und Rymican würde sie ergreifen.

Er griff nach der Hand seiner Königin und hauchte einen Kuss auf ihr zartes Gelenk.

"Rette dein Volk."

Unerwartet klammerte sie sich fest an ihn.

"Sei vorsichtig, Geliebter."

"Dein Wunsch ist mein Befehl."

Sein leichter Ton verbarg den Schmerz.

Er nahm ihr schmales Gesicht zwischen seine harten, schwieligen Hände und drückte einen sanften Kuss auf ihre Lippen.

Abrupt wandte er sich ab und stürmte aus dem Zelt.

Er wusste, er würde sie nie wiedersehen, und erst außerhalb ihrer Hörweite flüsterte er:

"Leb' wohl, Geliebte."

*

1. Seite an Seite

Aus dem Dunkel der Nacht schälte sich eine Gestalt.

Lautlos trat sie an das winzige Lagerfeuer, nahm eine hölzerne Schüssel auf und füllte sie mit Suppe.

Danach schlug sie ihre Kapuze zurück und setzte sich auf den Baumstamm, der dem Feldherrn gegenüberlag.

 Rymican konnte sie bloß stumm anstarren, die Überraschung hatte ihm die Sprache verschlagen.

Sein ungeladener Besuch gehörte nicht zu seinen Armbrustschützen, denn zum einen besaß sie einen Bogen und zum anderen war sie eine Frau.

Letzteres schloss ebenfalls aus, dass sie eine von Alernas Barbaren auf der anderen Seite des Passes war.

Aber zu wem gehörte sie dann, und was machte sie hier?

"Wer bist du?", rutschte es ihm heraus.

"Ich bin Dantana, und du?"

Sie klang etwas hochnäsig, aber unbeschwert, als wüsste oder kümmerte es sie nicht, dass Krieg herrschte.

Er versuchte, ebenfalls so locker zu klingen, als er seinen Namen nannte und weiter fragte:

"Wie kommst du hierher? Doch nicht über den Knabenpass, oder?"

Er war sich sicher, dass seine Männer dies bemerkt hätten, schließlich hing das Leben ihrer Familien von ihrer Wachsamkeit ab.

"Knabenpass? Nein, ich bin durch die Berge im Norden gekommen."

"Durch die Berge?!"

Er glaubte, sich verhört zu haben.

"Du kommst aus den Verbotenen Stollen? Aus dem Höllenminen?"

"Da war kein Verbotsschild - und wenn schon." Sie zuckte mit den Schultern.

"Aber was meinst du mit Höllenminen? So schlimm sind Zwerge nun auch wieder nicht."

"Aber die Monster, die dort leben..."

"Ich bin keinem Nennenswerten begegnet."

Rymican konnte es nicht fassen.

Diese Gelassenheit, mit der sie von den Schrecken der Berge sprach!

War sie unglaublich mutig, oder nur unsäglich einfältig?

Was auch immer, zumindest glaubte er ihren Worten und befürchtete nicht mehr, sie könne zu Alernas gehören.

Er erhob sich, weckte zwei der Männer, die in der Nähe des Feuers schliefen, und schickte sie, die Wache abzulösen.

"Was ist los?", erkundigte sich Dantana.

Rymican ließ sich neben ihr nieder und begann von Alernas, dessen Hure und den Barbaren zu erzählen.

Er redete fast die ganze Nacht.

* *

Der Alarmruf weckte die Schläfer.

Gemeinsam sprangen sie auf und eilten den Pass hoch.

Als sie auf halber Höhe waren, erschienen drei schwergerüstete Reiter, die auf sie zu preschten.

Rymican fluchte und spannte seine Armbrust.

Er sah auf, zielte - aber worauf?

Die drei Reiter stürzten zu Boden, die Augen von Pfeilen durchbohrt.

Von der anderen Seite ertönten Schreie und ein Hornsignal, während Rymican Dantana überrascht anstarrte.

"Wieso hast du das getan?"

"Du warst zu langsam. War das falsch?"

"Nein, nein, du hast uns sehr geholfen. Danke."

Er wurde nicht schlau aus dieser Frau.

In der vergangenen Nacht hatte sie ihm neugierig aber letztlich ungerührt zugehört, und nun tötete sie mit dem selben Gleichmut drei Männer.

Stand sie nun auf seiner Seite oder nicht?

Was trieb sie?

Vielleicht sollte er sie einfach fragen:

"Schließt du dich uns an und wachst mit uns?"

Sie zuckte mit den Schultern.

"Kann ich machen. Wo steht euer Posten?"

Er zeigte ihr die Stelle.

Sie hatten einen verborgenen Unterstand errichtet, von dem aus sie Alernas Zeltlager beobachten konnten, ohne selbst gesehen zu werden.

Solange die Barbaren den genauen Ort nicht kannten, waren sie sogar vor magischen Angriffen sicher.

Es konnte sich als Fehler erweisen, Dantana die Stellung zu verraten, aber Rymican ging das Risiko ein.

Er war sich sicher, dass sie keine Spionin war und sie auch nicht verraten würde.

Außerdem mochten ihre überragenden Bogenkünste ihnen ein paar Stunden erkaufen, die die Leute von Caer Mhiten dringend brauchten.

Langsam schöpfte er Hoffnung, dass dieser Krieg nicht völlig verloren war.

Vielleicht konnten sie dank dieser Bogenschützin sogar gewinnen.

* * *

"Bei Sonnenaufgang ziehen wir uns zurück", beschied Rymican seinen Männern.

"Mit ein bisschen Glück bemerken sie erst morgen Abend, dass wir weg sind."

Die Barbaren hatten aufgehört, tagsüber den Knabenpass anzugreifen, und versuchten es nur noch im Schutze der Dunkelheit - während Dantana wachte und ihre Pfeile den Tod brachten.

Die Bogenschützin verzog keine Miene, während sich auf die Gesichter der Männer ein erleichtertes Lächeln stahl.

Länger als sie zu hoffen gewagt hatten, hatten sie den Pass gehalten, und ihre Familien hatten längst die Sicherheit der Berge erreicht.

Nun durften sie auch an das eigene Überleben denken und ihre Stellung aufgeben.

Hunger und Erschöpfung hatten sie ausgezehrt, und Rymican wusste, dass sie nicht länger bleiben durften, wenn sie eine Chance haben wollten.

"Und wenn nicht? Wird der Vorsprung reichen?", fragte einer der Männer ängstlich.

"Er muss es. Wir haben keine andere Wahl - oder will einer zurückbleiben?"

Dantana nickte Rymican zu.

"Ich gebe euch einen Tag, bevor ich gehe."

Sie wollte ihm diesen Vorsprung verschaffen.

Schon in der ersten Nacht war in ihr dieses seltsame Gefühl erwacht, das sie nicht verstand.

Auf eine bis dahin unbekannte Art faszinierte er sie, und sie wollte, dass er am Leben blieb.

"Willst du das wirklich tun? Bist du sicher?"

Rymican konnte es nicht fassen.

"Du wirst das nicht überleben."

Die Frau sah ihn hochmütig an.

"Sie werden mich nicht kriegen - und wenn schon."

Sie stand auf und ging auf ihren Posten.

****

2. Seitenverkehrt

"Wir haben einen der Schützen", meldete der Leutnant dem Barbarenfürsten Alernas.

"Die anderen sind geflohen. Der Pass ist jetzt frei."

"Na, endlich. Bringt den Mann herein!"

Der Fürst klang ungehalten.

Drei Tage lang hatten die Mycoiden seine Armee abgehalten, den Pass zu überqueren, und scheinbar aus dem Nichts hatten sie auch noch ein paar Bogenschützen aufgetrieben,

die die schwersten Verluste gefordert hatten.

Jetzt wollte er sehen, was das für Männer waren.

"Edler Fürst...", stotterte sein Leutnant.

"Gehorcht!"

Vom Wutausbruch des Fürsten eingeschüchtert, wandte der Leutnant sich um und winkte den Wachen, seinen Gefangenen in das Zelt zu führen.

"Was ist das?"

Ungläubig starrte der Kriegsherr auf die schmächtige Gestalt, die ruhig mit gesenktem Haupt vor ihn hintrat.

Sie trug eine abgewetzte Hose, ein ehemals weißes Hemd und ein grünes Wams, dessen Kapuze das Gesicht verdeckte.

Ihre behandschuhten Hände waren gebunden, und sie wurde von zwei Soldaten begleitet, die es aber nicht wagten, sie anzufassen.

Jesabel, Alernas derzeitige Geliebte, lachte schrill auf.

"Die Mycoiden sagen, ein Knabe mit einem Bogen könnte diesen Pass halten. Scheint, als wäre das der Beweis."

"Es ist schlimmer."

Der Leutnant wurde rot ob der Peinlichkeit des Vorfalls.

Er zog der stillen Gestalt die Kapuze herunter, und eine Kaskade feuerroter Locken fiel auf die schmalen Schultern herab.

"Bei Zoidor! Es ist ein Mädchen!"

Zornentbrannt packte der Kriegsherr einen Becher und schleuderte ihn gegen die Zeltwand.

Das Mädchen hob den Kopf und fixierte den Leutnant mit kaltem Blick.

"Jetzt hast du mich zu deinem Kriegsherrn gebracht. Kann ich nun gehen?"

"Was?" Alernas glaubte seinen Ohren nicht zu trauen.

Welche Arroganz aus der Stimme dieses Mädchens sprach!

Wusste sie nicht, dass sie seine Gefangene war, ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert?

Er musterte sie von Kopf bis Fuß und versuchte zu entscheiden, ob sie schwachsinnig war oder nur zu mutig und stolz, um aufzugeben.

An ihren Händen blieb sein Blick haften. Etwas war seltsam mit ihren Fingern, sie schienen nicht die richtige Anzahl zu haben.

Konnte es sein, dass der Vorfall nicht wirklich so peinlich war, wie alle dachten?

Er trat zu ihr und strich die Locken zu Seite.

Die spitzen Ohren verrieten die Rasse seiner Gefangenen.

"Es ist eine Elfe", stellte er fest. "Kein Wunder, dass sie meine Männer aufgehalten haben.

Es sind die besten Bogenschützen der Welt.

Aber verdammt noch mal, wo haben die Mycoiden Elfenschützen her! Wie heißt du?"

"Dantana, und du?"

Der Leutnant gab ihr eine harte Ohrfeige.

"Das ist Fürst Alernas. Also rede gefälligst nur, wenn du gefragt wirst."

Dantana schenkte ihm keine Beachtung, sondern schaute weiterhin Fürst Alernas an.

Unvermittelt warf der Kriegsherr den Kopf in den Nacken und begann laut zu lachen.

"Du gefällst mir, Dantana. Ich werde dich behalten."

"Wenn du es kannst."

Alernas Lachen verstummte abrupt.

Er packte die Elfe an den Armen und schüttelte sie heftig.

"Du gehörst jetzt mir. Du wirst tun, was ich dir befehle, oder bitterlich bereuen, jemals auf die Welt gekommen zu sein."

Dantana starrte ihn mit blitzenden Augen an, doch als er den Blick nicht abwandte, sondern lediglich seinen Griff verstärkte, nickte sie kurz und fügte sich.

Alernas hatte sie besiegt und auf einen Platz verwiesen.

Sie würde ihm von nun an gehorchen.

* * *

*

Still lag der See in der Mittagshitze, gleißend wie ein goldener Spiegel in der Sonne, die unbarmherzig auf die Ebene vor Alernasburg brannte.

Im Frühjahr noch hatte die Festung Caer Mithen gehießen, aber nachdem Fürst Alernas die Vorderen Hügel überwunden hatte, war er in die ungeschützte Ebene eingefallen, hatte die Burg erobert

und ihr seinen Namen verliehen.

Bei den Weiden am Ufer saßen zwei Frauen, und der Schatten der Bäume und die Nähe des Wasser spendeten angenehme Kühle, die Dantana aber nicht genießen konnte.

Jesabels zeternde Stimme störte die Ruhe am See und zerschlug den Zauber der Mittagsstunde.

Sich den Strohhut vom Kopf ziehend, keifte sie:

"Ist das heiß!"

Dantana seufzte innerlich und zog ihre Kapuze weiter über die Augen.

Gleich in den ersten Wochen auf der Oberfläche hatte sie ein fürchterlicher Sonnenbrand gelehrt, ihre empfindliche Haut zu schützen, auch wenn sie unter der Wärme ihrer Kleidung litt.

Naja, Jesabel würde es auch noch lernen.

Doch als die Geliebte des Fürsten weiter klagte über die Hitze, die ihre falsche Lockenpracht zerstörte, und über die Sonne, die ihre Haut bäuerlich braun färbte,

kamen der Blutelfe so ihre Zweifel.

Was fand Alernas nur an diesem schwächlichen Geschöpf?

Jesabel besaß keinerlei Fähigkeiten außer ihren Künsten im Bett, die nicht gerade ein Überleben begünstigten.

Wieso stieß Alernas sie nicht von sich und nahm sich eine ebenbürtige Geliebte?

Eine Gespielin, die mehr konnte als keifen und fic...?

Ein böses Lächeln glitt über Dantanas Gesicht.

Sie war ihre Stellung als Alernas Gefangene leid, und sie gedachte ihre Position in seinem Herrschaftsbereich zu verändern.

Sie wandte sich an Jesabel.

"Warum nehmt Ihr nicht ein Bad im See? Das Wasser ist klar und rein. Es wird Euch erfrischen."

"Wie bitte?"

Jesabel starrte Dantana durchdringend an.

Die Elfe war ihr von Alernas auf ihr Betteln hin als Zofe zugeteilt worden, und Dienstboten war es nicht erlaubt, ihre Herrschaft unaufgefordert anzusprechen.

"Warum nehmt Ihr nicht ein Bad im See?", wiederholte Dantana, ohne die Miene zu verziehen.

Sie fragte sich, wann Jesabel dieses langweilige Gehabe ablegen mochte.

Dann lächelte sie über sich selbst: Jesabel würde sich bis zu ihrem Tod nicht ändern.

"Das Wasser ist klar und rein. Es wird Euch erfrischen."

"Bist du sicher?"

"Todsicher."

Dantana hatte früh genug gelernt, ihre Gefühle und Gedanken nicht zu verraten.

Ruhig half sie der Frau aus ihrem Kleid, geleitete sie zum Ufer und ins Wasser hinein.

Dann ertränkte sie Jesabel.

* * **

Erst als die Ernte eingefahren war, begannen die Angriffe der Mycoiden auf Alernasburg.

In den Bergen würden die Flüchtlinge den Winter nicht überleben, und entweder mussten sie sich unterwerfen oder ihre Ebene zurückerobern.

Ersteres war recht unwahrscheinlich, denn zu Alernas Schrecken hatten die Mycoiden Verbündete gefunden: Zwerge aus den Höllenminen.

Dantana hatte sich zu den Soldaten auf den Zinnen gesellt, und jeder ihrer Pfeile forderte ein Leben, gleichgültig ob Zwerg oder Mycoide, für die sie damals den Pass gehalten hatte.

Alernas entdeckte sie unter den Schützen und eilte auf sie zu.

"Geh wieder ins Haus", befahl er harsch.

Er wollte nicht, dass ihr etwas zustieß.

Zuerst war er von ihrem Stolz fasziniert gewesen, aber nachdem Jesabel beim Baden tödlich verunglückt war, hatte er begonnen, sie mit anderen Augen zu betrachten.

Dantana schoss zwei weitere Pfeile ab, ehe sie antwortete: "Du brauchst mich hier."

Sie fand es lästig, dass Alernas ihre Fähigkeiten nicht ausnutzte.

Seit sie Jesabels Platz als seine Geliebte übernommen hatte, schien Alernas vergessen zu haben, dass sie mehr konnte als fic...

Neben ihrem Geschick im Bett war sie immer noch die Bogenschützin, die seine Armee am Knabenpass solange hingehalten hatte.

"Drinnen bist du sicher."

Alernas packte sie heftig am Arm. Frauen - seine Frauen - gehörten ins Haus, nicht in dem Krieg.

"Geh!"

Dantana zuckte mit den Schultern und sagte ruhig:

"Wie du befiehlst. Ich werde gehen."

Alernas runzelte die Stirn, ihm gefiel weder ihr Tonfall noch ihre ungerührte Miene.

Aber seit dem Tag ihrer Gefangennahme hatte sie seinen Befehlen widerspruchslos gehorcht, und selbstsicher sah er zu, wie sie die Leiter hinab in den Burghof stieg.

Dann wandte er sich dem Kampfgeschehen zu.

Plötzliches Geschrei ließ ihn wieder herumfahren.

Er sah gerade noch, wie Dantana das schützende Burgtor weit aufstieß und auf die Ebene hinaustrat.

Die Soldaten, die sie zu hindern versucht hatten, lagen von ihren weißen Pfeilen durchbohrt am Boden.

Mit festem Schritt überquerte Dantana das Schlachtfeld, und sie beachtete nicht die Angreifer, die an ihr vorbei und in die Burg stürmten.

*****

Epilog:

Die andere Seite

Ungläubig sah Rymican, wie die Flügel der Burgtore aufschwangen und eine schlanke Gestalt heraustrat.

Dann bemerkte er den weißen Bogen an ihrer Seite und erkannte sie als die Schützin, die ihnen vor einem halben Jahr am Knabenpass zur Seite gestanden hatte.

Sofort befahl er den Sturmangriff auf die Burg und hieß seine Leibgarde, die Elfe unbehelligt zu ihm zu bringen.

Rymican brannte vor Neugier, wie es Dantana ergangen war und was zu ihrer Handlung geführt hatte.

Er ließ sich von seinem Pferd helfen und zu einem Felsblock bringen, auf dem er sich seufzend niederließ.

Er wusste, er würde den Winter nicht überleben, das Felsengift fraß an seiner Lebenskraft, und jeden Tag fühlte er sich ein wenig schwächer.

Aber wenigsten hatte er für Ikodea das verlorene Königreich zurückerobert, denn in dem Moment, als seine Krieger und die verbündeten Zwerge in die Burg eindrangen,

war Alernas so gut wie verloren.

Nichts konnte ihren Sieg aufhalten.

Dantanas Ankunft riss ihn aus seinen Gedanken.

Die Elfe war ruhig und gelassen wie im Frühjahr, und die gespannten Armbrüste der Zwergenkrieger schienen ihr gleichgültig.

"Ich hätte nicht erwartet, dich wiederzusehen, Dantana", begrüßte Rymican sie und entließ mit einer Handbewegung die Zwerge.

Die Bogenschützin musterte ihn kurz, bevor sie ihn wiedererkannte, und Rymican bis sich auf die Lippen.

Von Dantanas Reise ermutigt war er selbst in die Höllenminen vorgedrungen, um die Zwerge als Verbündete zu gewinnen, und er hatte einen hohen Preis dafür bezahlt:

Er hatte ein Auge und eine Hand verloren, die eine Hälfte seines Körpers war vom Feueratem eines Monsters verbrannt, die andere von den Krallen eines zweiten Ungeheuers verunstaltet.

"Sie haben dich also doch gekriegt", bemerkte er, da sie außer einem Nicken keine Reaktion auf seine Worte zeigte.

"Aber warum hast du uns die Tore geöffnet? Meine Spione berichteten, du hättest Jesabels Platz eingenommen, nach ihrem tödlichen Unfall."

"Es war kein Unfall", erklärte Dantana gelangweilt.

"Ich wollte ihren Platz haben, also habe ich sie ertränkt. Und ich habe nicht euch die Tore geöffnet, sondern bin lediglich gegangen. So, wie Alernas es befahl."

Rymican konnte die Elfe nur wortlos anstarren, ihre Handlungen gingen über sein Verständnis.

Erst mordete sie, um Alernas Geliebte zu werden, und dann verließ sie ihn mitten in der Schlacht!

Nach einer Weile des Schweigens erkundigte sich Dantana:

"Kann ich jetzt weitergehen?"

"Was?!"

"Ich möchte meinen Weg fortsetzen."

Der Feldherr riss sich zusammen.

"Sicher kannst du gehen. Und vielen Dank für deine Hilfe."

Die Blutelfe nickte ihm zu und wandte sich um.

Etwas verspätet erkundigte sich Rymican:

"Wohin willst du eigentlich?"

"Zum Knabenpass und sehen, was auf der anderen Seite liegt."

und so weiter ...

C. by Charlotte Engmann

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